Ein Mark-IV-Cyber-Commando namens Rex Power Colt, ein größenwahnsinniger Bösewicht, Cyber-Drachen mit Laseraugen und an jeder Ecke eine überdrehte Anspielung: Fertig ist Ubisofts unterhaltsame Satire auf Film-Ikonen unserer Jugend – und auf aktuelle Spiele.
Wie wäre es mit dem allergrundlegendsten Shooter-Leitsatz: »Feinde in Waffenreichweite können erschossen werden.« Oder: »Sehen Sie sich um, um sich umzusehen.« Nicht witzig? Na gut, jeder Jeck ist anders, aber wer nicht spätestens beim markig aus der Kehle gepressten »Rex, wenn ich das nicht überlebe, sag meiner Frau und meinem Kind, ich bin für mein Land gestorben!« – »Das sagst du ihnen selbst, okay!?« in sich hineingrinsen muss, der sollte das Far Cry 3-Addon Blood Dragon lieber großräumig umzirkeln.
Wir könnten diesen Artikel ausschließlich mit Zitaten füllen, und trotzdem hätte wahrscheinlich jeder am Ende ein ziemlich genaues Bild davon, worum es in Far Cry 3: Blood Dragon geht. Das Spiel hat’s nicht mit ernstem Shooter-Business, es setzt auf Trash und ist sich dabei nicht mal zu schade, grundlegende Shooter-Mechanismen auf peinlich überzogene Art auf die Schippe zu nehmen. Lachen ist Programm, den entsprechenden Humor und popkulturgeschichtlichen Hintergrund vorausgesetzt. Eingebettet wird die Ballerei nämlich in eine Quatsch-Geschichte, die man getrost als satirisches Destillat aus Filmen der späten 70er, der 80er und frühen 90er bezeichnen kann. Nicht aus erzählerischen Schwergewichten wie Der letzte Kaiser oder Jenseits von Afrika oder Bernhard und Bianca im Känguruland, sondern aus Dingern wie Hirn-aus-Action à la Red Scorpion oder Universal Soldier sowie ikonischen Abenteuern der Marke Stirb Langsam, Star Wars oder Terminator.
Ein Herz für Drachen
Während wir die Story in knapp vier Stunden abgefrühstückt haben, kommen dank der optionalen Garnisons-Eroberung, der Nebenmissionen und Sammelaufgaben noch mal vier bis fünf Stunden hinzu. Allerdings wiederholt sich in Blood Dragon einiges. Die Hauptmissionen führen uns viel zu oft und zu lange durch die immer gleichen Levelschläuche, in denen die immer gleichen Gegnertypen rumrennen:
- normale Soldaten,
- Flammenwerfer-Soldaten,
- Gatling-Gun-Soldaten und Molotovcocktail-werf-Soldaten.
Im Mittelteil, also nach ein bis zwei Stunden, wird Blood Dragon daher ziemlich flau. Wir hätten ja zu gern den von Doktor Carlyles hysterischer Stimme immer wieder beschworenen »Tentakelmann« gesehen und bekämpft. Nur um der Abwechslung willen. Aber den gibt’s schlicht und ergreifend nicht. Vielleicht ist das aber ebenfalls nur ein satirischer Seitenhieb auf andere Shooter, in denen man auf den Tentakelmann (sprich: endlich mal einen besonderen Gegner) wartet. Designschwächen und Seitenhiebe gehen bei Blood Dragon eben derart fließend ineinander über, dass wir bei vielen gar nicht wissen, ob wir nun fluchen oder kichern, ob wir kritisieren oder loben sollen.